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Das Kindertraining ist ein sehr sensibler Bereich im Tennistraining. Viele Trainer tun sich schwer mit Kindern umzugehen oder sind in bestimmten Situationen überfordert und kommen schnell an ihre Grenzen. Zugegeben, das Arbeiten mit Kindern macht Spaß! Es gibt keine schönere Bestätigung für einen Trainer , als wenn ein Kind, welches ihr über Jahre begleitet und trainiert habt, Turniere gewinnt, in Ranglisten weit vorne steht, oder aber einfach nur eine gute Spielerin oder Spieler wird.

In diesem Artikel möchte ich euch Tipps geben, was Ihr im Kindertraining beachten solltet, wie Ihr mit speziellen Situationen umgehen könnt und wie Ihr es schafft Kinder zu motivieren und beim Tennis zu behalten.

Diese 10 Tipps habe ich für Euch

1. Stelle das spielerische Erlernen in den Vordergrund
2. Erstelle dir Trainingspläne zum Erlernen der Techniken
3. Versuche Unterschiede in der Spielstärke auszugeleichen
4. Sei Freund und Trainer gleichzeitig
5. Über- und unterfordere die Kinder nicht
6. Habe Geduld
7. Lass dir nicht alles gefallen – stell klare Regeln auf
8. Halte dich an das Play & Stay Konzept
9. Spreche bei Problemen zuerst mit den Kindern, erst dann mit den Eltern
10. Achte auf Sicherheit im Training
11. Sei wachsam und finde das Talent im Kind

1. Tipp: Stelle das spielerische Erlernen in den Vordergrund

Gerade wenn du noch nicht viel Erfahrung mit Kindern im Training gemacht hast, wirst du merken, dass Methoden, die im Erwachsenenbereich sehr erfolgversprechend sind, im Kindertraining nicht funktionieren. Damit Kinder Bewegungsabläufe, Techniken und Taktiken verstehen und automatisieren, solltest du die Wege dorthin spielerisch lehren.

Ein Beispiel:
Du möchtest, dass das Kind mehr Koordination und Ballgefühl erlangt.

Nicht gut:
Traineranweisung: „Du nimmst den Schläger mit dem Vorhandgriff und versuchst zweimal den Ball nach oben zu prellen. Nach dem zweiten Mal soll der Ball auf deinem Schläger liegen bleiben. Schubse dann den Ball auf die andere Seite und fang den Ball mit der linken Hand.“
Besser:
Traineranweisung: „Tim, wir spielen jetzt Fische fangen. Du bist der Angler und hast die Aufgabe, den Ball zweimal mit dem Vorhandgriff hoch zu prellen. Damit hast du die Angel ausgeworfen. Nach dem zweiten Mal hat ein Fisch angebissen. Versuche jetzt den Ball auf deinem Schläger zu stoppen. Anschließend musst du den Fisch (Ball) noch aus dem Wasser ziehen. Dazu versuchst du den Ball von deinem Schläger mit der linken Hand zu fangen.“ Tim wird sich jetzt bei der Übung vorstellen, er sei ein Fischer und versucht die Aufgabe deutlich konzentrierter zu erledigen, er hat ja jetzt eine bildliche Vorstellung, und natürlich wird er der beste Fischer auf diesem Planeten sein wollen. Diese Übung könnte man auch als Wettkampf machen: 2 Spieler „fischen“ gegeneinander und wer die meisten Fische ohne Fehler geangelt hat nach 2 Minuten ist der beste Fischer.

Noch ein einfacheres Beispiel:
Der Trainer möchte folgendes trainieren: Bewegungsabläufe und Beinarbeit.

Nicht gut:
Traineranweisung: „Tim, vor dir habe ich 15 Ringe aufgebaut, die einen sind schwarz, die anderen grün. Du sollst jetzt so schnell es geht von dieser Seite auf die andere Seite laufen und mit dem linken Fuß immer in die grünen Ringen ablaufen.
Besser:
Traineranweisung: „Tim, wir spielen jetzt Froschparty. Vor dir ist ein See, auf dem grüne und schwarze Seepflanzen (Ringe) schwimmen. Du bist der Frosch und sollst alle grünen Pflanzen mit deinem linken Bein unter Wasser drücken.
Tennis Frog Party Drills
Tim Spiel "Froschparty"

Tim möchte hier auch wieder ein toller Frosch sein, der so schnell es geht alle Pflanzen verschwinden lassen möchte. Und schon hat er eine Geschichte, zu dieser Übung und wird diese motivierter erledigen.

Übrigens - wenn Du Dich für die Übung "Froschparty" interessierst kannst Du sie Dir hier anschauen..

Natürlich müsst ihr jetzt nicht bei jedem Kind „Grimms Märchenstunde“ anfangen, aber ich denke ihr wisst was ich meine. Je älter die Kinder werden desto „moderner“ müsst ihr eure Geschichten erzählen oder dann eben die Übungen langsam seriös erklären. Aber gerade bei jungen Kindern im Kindergartenalter klappt diese Methode sehr gut.

2. Tipp: Erstelle dir Trainingspläne zum Erlernen der Techniken

Allgemein sind Trainingspläne im Tennistraining sehr wichtig. Du solltest immer einen Plan haben, was du mit deiner Trainingsgruppe erreichen möchtest. Im Kindertraining, und damit häufig im Anfängertraining, sind diese Trainingspläne aber besonders wichtig, denn deine Schüler sind in der Regel technisch nicht entwickelt. Du solltest dir ein Ziel setzen, bis zu welchem Zeitpunkt die Kinder den Schlag X oder Y technisch einwandfrei spielen können. Stecke dir hier realistische Ziele, die natürlich auch von den körperliche und koordinativen Fähigkeiten des Kinds abhängen. Du wirst immer Kinder im Training haben, die bereits von Beginn an Bälle mit der linken und rechten Hand fangen können. Andere brauchen dafür Wochen Training. Setze die Ziele also immer so, wie sie auch realistisch erreicht werden können.

Tennis Training Plan
Ein guter Trainer macht Trainingspläne und hat ein klares Ziel, was er mit seinen Tennisgruppen wann erreichen will.

Beispiel:
Trainer: Mit Kindergruppe 1 möchte ich bis zum Ende dieser Saison die Technik von Vorhand und Rückhand lehren. Die Kinder sollen am Ende der Saison die Schläge einwandfrei ausführen können, und auch schon unterschiedliche Schlagstellungen, wie offene & seitliche Stellung anwenden können.

Sollte ein Kind so talentiert sein, dass er oder sie für Turniere und Profibereich in Frage kommen könnte, sollte das Kind bis zum 11. Lebensjahr die sogenannte „Technische Meisterschaft“ erringen. Das bedeutet, dass das Kind bis zum 11. Lebensjahr alle wichtigen Schläge im Tennis technisch korrekt ausführen kann. Dazu zählen z.B.

Tipp 3: Versuche Unterschiede in der Spielstärke auszugeleichen

Das ist ein ganz wichtiger Punkt, der mir sehr am Herzen liegt. Vielleicht habt ihr das auch schon erlebt. Ein Teil der Kinder kommt mit einem Schüler nicht klar. Macht Witze über ihn, stellt ihn als Loser dar. Sie möchten nie in das Team mit diesem Schüler gehen, entweder weil es auf sozialer Eben nicht passt, oder das Kind einfach noch nicht so gut spielt wie die anderen. Ja, eigentlich eine Situation wie sie im Sportunterricht in der Schüler leider täglich vorkommt. Hier bist du als Trainer besonders gefragt! Du solltest auf jeden Fall versuchen diese Dynamik zu unterbinden, denn die Konsequenz wird sein, dass dieses Kind die Lust am Tennis verliert und sich vom Training abmeldet. Doch wie kannst du das schaffen?

3.1 Situation schlechtere Spielstärke

Häufig ist das Kind, mit dem die anderen nicht spielen wollen auch derjenige, der spielerisch am schlechtesten ist. Versuche hier auf jeden Fall das potentiell schlechtere Kind zu integrieren. Lasse diesen Spieler absichtlich mit dem stärksten Kind der Gruppe spielen, damit auch er zu Erfolgserlebnissen kommt. Versuche mit Handicapformen zu arbeiten.

Beispiel:
Max ist das Kind, welches in der Gruppe am schwächsten ist und spielt alleine gegen die besseren Kinder Justus und Tom. Die Kinder spielen Punkte gegeneinander aus und Max kann immer doppelt Punkten, das andere Team nur einfach.

Variation: Die anderen Kinder können nur mit der Vorhand punkten,
Variation: Max erhält einen Punktevorsprung

3.2 Situation sozialer Aspekt

Wenn das Kind aufgrund seiner Art von den anderen Trainingsteilnehmern nicht akzeptiert wird ist auch hier der Trainer gefragt. Sucht das Gespräch mit den Kindern – erst einmal in Einzelgesprächen. Versucht die Gründe zu erfahren, warum Spieler A von der Gruppe nicht akzeptiert wird. Sucht anschließend das Gruppengespräch und versucht der Gruppe zu vermitteln, dass ihr ein Team seit, welches zusammen im Tennis weiterkommen will. Erklärt, dass das nur geht, wenn die Gruppe untereinander toleriert und akzeptiert. Ich bin zwar kein Fan von Strafübungen, aber manchmal geht es nicht anders: Es wäre auch denkbar, dass ein Kind eine Strafübung machen muss (z.B. Rundlaufen, Liegestütz), wenn es sich gegenüber einem anderen Kind nicht gut verhält.

Tennis Kids Crying
Es ist wichtig, dass der Trainer Frustration bei den Kindern vermeidet.

Eine weitere Möglichkeit wäre, das Kind temporär – z.B. für einige Minuten vom Training auszuschließen und auf die Bank zu setzen. Erst, wenn all diese Versuche scheitern, solltet ihr das Gespräch zu den Eltern suchen. Über die Eltern findet man häufig den Erfolg. Ich persönlich halte es aber immer besser, das Problem erst einmal in der Gruppe untereinander zu lösen. Erst in letzter Instanz und bei wirklich harten Fällen empfehle ich die Gruppen zu trennen.

Tipp 4: Sei Freund und Trainer gleichzeitig

Kinder brauchen eine emotionale Bindung zum Tennistrainer. Diese sieht am besten so aus, dass dich das Kind als Trainer und Freund zugleich wahrnimmt. Ein Trainer, mit dem man über alles reden kann. Ja, wenn dich das Kind sogar zu Themen außerhalb des Tennissports um Rat fragt, dann hast du es wirklich geschafft, eine gute Bindung zum Kind aufzubauen. Versuche dich im Kindertraining als Respektperson zu etablieren, aber auch als Person mit dem man über alles reden kann. Hier sind einige Vorschläge, wie ihr eine gute Bindung zum Kind aufbauen kann

  • Fragt die Kinder nach ihrem Befinden und ob sie Spaß im Training haben
  • Motiviert die Kinder – macht z.B. mal ein Handshake bei einem gewonnen Spiel
  • Macht auch mal Späße mit den Kindern mit, seit nicht zu ernst
  • Ladet die Kinder mal zu einer Aktivität außerhalb des Trainings ein – z. B. Grillen beim Coach
  • Veranstaltet außerhalb des Tennistrainings weitere Aktivitäten (z. B. Fahrt zu einem Profiturnier oder Veranstalten eines Tennis-Camps)
Tennis Kid Handshake with the coach
Ein Händedruck stärkt die Bindung an den Trainer und macht den Schüler vertraut.

Du wirst sehen – je mehr du von diesen Tipps umsetzt, desto mehr wirst du der beliebteste Trainer in deiner Stadt. Und wenn du beliebt bist und die Kinder gerne zu deinem Training kommen, passiert das wichtigste für dich als Trainer: Du wirst wenige Kinder haben die sich vom Training abmelden und dadurch kannst du natürlich auch mehr Stunden geben und mehr Geld verdienen.

Tipp 5: Über- und unterfordere die Kinder nicht

Im Kindertraining solltest du immer über den genauen Leistungsstand deiner Schüler Bescheid wissen. Du solltest deine Übungen unbedingt so abstimmen, dass du die Kinder nicht überforderst und auch nicht unterforderst.

Hier einige Beispiele:
Tim is 5 years old and has his first tennis lesson today.

Nicht gut: Der Trainer gibt ihm einen Schläger in die Hand und wirft ihm von der Gegenseite im Kleinfeld Bälle zu die Tim über das Netz schlagen soll
Besser: Der Trainer startet mit Luftballons, die Tim mit der flachen Hand von unten nach oben in der Luft halten soll. Wenn Tim das gut kann, erhöht der Trainer die Schwierigkeit und lässt Tim mit der flachen Hand und einem Softball den Ball nach oben schlagen. Sollte Tim das auch können, lässt der Trainer Tim, mit dem Schläger erste Bälle nach oben prellen. Hier hat Tim erste Schwierigkeiten, also wird diese Übung länger wiederholt.
Profi-Tipp: Baue deine Übungen immer von einfach nach schwer! Starte nie mit dem Schwierigsten, sondern immer mit dem Leichtesten. Wenn du feststellst, dass das Kind unterfordert ist, erhöhe die Schwierigkeit bis zu dem Punkt, wo Dinge nicht mehr kontinuierlich klappen.

Es gibt aber durchaus auch die Möglichkeit Kinder dauerhaft zu unterfordern.

Ein Beispiel:
Matti ist 14 Jahre alt und spielt schon seit 3 Jahren im Midfeld. Er kann hier schon alle Schläge problemlos spielen, doch die anderen Gruppenteilnehmer sind noch nicht so weit.

Hier sollte der Trainer entweder Übungen erstellen, die Matti mehr fordern (z.B. Matti spielt im Großfeld, die anderen im Midfeld), oder Matti aus der Gruppe nehmen und ihm in eine spielstärkere Gruppe integrieren, die vielleicht bereits im Großfeld spielt. Matti wird sich in der für ihn zu einfachen Gruppe nicht weiterentwickeln. Sollten die anderen Spieler in der Gruppe noch nicht so weit sein im Großfeld zu spielen, solltet ihr nicht wegen Matti die anderen Spieler einfach ins Großfeld werfen. Das Play & Stay Konzept mit ihren Stufen hat seinen Sinn und ihr solltet die Kinder nicht Stufen überspringen lassen weil es die Trainingskonstellation nicht anders hergibt.

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Tipp 6: Habe Geduld

Im Kindertraining werdet ihr unter Umständen einen recht langsamen Entwicklungsprozess feststellen. Das liegt häufig an den unterschiedlichen Voraussetzungen der Kinder. Jedes Kind ist anders, entwickelt sich mal schneller, mal langsamer, wächst schneller oder langsamer, ist kräftig oder weniger kräftig. Jedes Kind bringt auch unterschiedliche Koordination Fähigkeiten mit. Wichtig, für dich als Trainer ist es, Geduld zu haben. Sofern du dein Training gut organisierst, die Kinder nicht über- oder unterforderst und technisch richtige Anweisung gibst, wird sich das Kind früher oder später verbessern. Ich habe es schon häufig erlebt, dass ein Kind relativ schnell sehr gut geworden ist, dann aber in der Entwicklungsstufe gleich geblieben ist, ehe es dann wieder einen Sprung nach vorne gemacht hat.

Also zweifelt nicht an Euch, wenn ein Kind auch nach mehrmaligen Üben eines bestimmten Schlages nicht zum Ziel kommt. Versucht die Übung dann so zu gestalten, dass das Kind in Etappen zum Ziel kommt. Schritt für Schritt nacheinander.

Tipp 7: Lass dir nicht alles gefallen – stell klare Regeln auf

Das Kindertraining kann auch manchmal ganz schön anstrengend werden. Vor allem ist das dann der Fall, wenn sämtliche Anweisungen nicht mehr funktionieren. Kurzum: Wenn dich die Kinder nicht als Autoritätsperson oder Respektperson wahrnehmen. Damit es gar nicht so weit kommt ist es wichtig, von Anfang an klare Regeln aufzustellen. Was ist erlaubt, was ist nicht erlaubt?

Hier ein Beispiel:

  • Nicht erlaubt: Bälle oder Schläger Spielereien wenn der Trainer die Übung erklärt
  • Andere Kinder mit Bällen zu bewerfen oder abzuschießen
  • Fluchen und Schimpfwörter
  • usw. usw.

Ihr solltet auch klare Regeln für die Pausen und für das Bällesammeln aufstellen

Beispiel:

  • Wenn der Trainer „Bälle sammeln“ sagt, müssen die Bälle in einer Minute wieder im Korb sein
  • Es werden erst die Bälle gesammelt, dann wird getrunken
  • Toilettenpausen finden erst nach Abschluss einer Übung statt
  • usw. usw.
Coach collecting balls
Der Trainer sollte darauf achten, dass die Bälle immer schnell eingesammelt werden.

Also make sure that the kids come to training on time. Ask the kid if this is not the case. If in doubt, contact the parents and ask why the child is late (often it is also the parents who drive the child to training late)

Tipp 8: Halte dich an das Play & Stay Konzept

Eines der wichtigsten Punkte ist die Einhaltung des Play & Stay Konzepts. Die ITF hat mit dem Play & Stay Konzepts System entwickelt, die es Spielern eines jeden Alters das Erlernen des Tennissports so einfach wie möglich macht. Im Play & Stay Konzept gibt es 3 Stufen

Ennis Play & Stay Bälle
Die Verwendung der richtigen Bälle ist ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg sowohl für den Trainer als auch für das Kind.

Dabei muss es nicht unbedingt so sein, dass Kleinkinder und Anfänger in der Red Stage anfangen oder die Red Stage nur für Kinder da ist. Ich habe durchaus auch schon mit Erwachsenen in der Orange Stage erst einmal angefangen. Hier kommt es wieder stark darauf an, welche körperlichen und geistigen Herausforderungen der Spieler hat. Grundsätzlich solltet ihr Euch aber auch vom Alter her an die einzelnen Stages halten. Hier einige Positiv- und Negativbeispiele für die Anwendung des Play & Stay Konzepts:

Beispiel:

Der 5-jährige Tim hat seine erste Trainingsstunde

Nicht gut: Der Trainer stellt sich in das Aufschlagfeld und versucht mit Tim mit normalen Tennisbällen den Ball hin und her zu spielen.
Gut: Der Trainer baut ein Kleinfeldnetz auf und spielt mit Tim im Kleinfeld (quer über das Aufschlagfeld) mit den roten Stage 3 Bällen.

Simone ist 40 Jahre alt. Sie hat heute ihre erste Tennisstunde.

Nicht gut: Der Trainer spielt im Großfeld mit Simone mit den normalen Tennisbällen.

Gut: Der Trainer ermittelt erst einmal Simones körperliche und geistige Fähigkeiten, durch Koordinationsübungen mit Schläger und Stage 1 Bällen. Aufgrund dessen entscheidet sich der Trainer für die Feldgröße und mit welchen Bällen gespielt wird.

Tipp 9: Spreche bei Problemen zuerst mit den Kindern, erst dann mit den Eltern

Ich hatte es in Punkt 3.2 schon angesprochen: Manchmal ist es bei Konfliktsituationen nicht zu verhindern, die Eltern einzuschalten. Doch behaltet euch diesen Schritt wirklich nur vor, wenn es gar nicht anders geht. Jüngere Kinder sehen oftmals (natürlich nicht immer), die Eltern als große Respektperson. Mit steigenden Alter kann sich das natürlich ändern, gerade wenn sich die Kinder in der Pubertät befinden. Das „einschalten“ der Eltern kann in diesem Alter für euch zum Problem werden. Denn oftmals sind die Kinder dann auf euch sauer wegen des „petzens“. Oftmals könnt ihr mit einer richtigen, persönlichen Ansprache zum Kind zur richtigen Zeit deutlich mehr bewirken. Auch das „androhen des Elterngesprächs“ kann helfen, man muss aber wirklich von Kind zu Kind abwägen, ob das etwas bringt oder nicht.

Daher ist es auch wichtig, dass Ihr die Eltern kennenlernt. Es gibt die Art von Eltern, die ihr Kind nur zum Training fahren, aber auch die Art von Eltern, die am liebsten sich mit auf den Platz setzen würde, um zuzuschauen. Ich würde versuchen, jedes Elternteil auch persönlich kennenzulernen.

Hier einige Beispiele und verschiedene Möglichkeiten, wie die Situation ausgehen könnte:

Situation: Markus benimmt sich auf dem Tennisplatz sehr schlecht. Er wirft den Schläger, lenkt die anderen Trainingsteilnehmer ab, hört nicht auf Traineranweisungen.

Möglichkeit A:
Du nimmst Markus nach dem Training zur Seite und erklärst ihm die Problematik seines Verhaltens. Du machst ihm klar, dass du dieses Verhalten nicht tolerierst und du im Zweifelsfall ihn vom Training ausschließen wirst.

Möglicher Ausgang 1: Im besten Fall fruchtet diese Ansage und Markus, der ja eigentlich gerne Tennis spielt, kommt zur Besinnung, denkt über sein Verhalten nach und bessert sich.

Beurteilung: Zugegebenermaßen wird das je nach Kindesalter nur eingeschränkt funktionieren, wenn euer „Standing“ beim Kind aber hoch ist, kann es klappen. Es könnte auch folgendes passieren:

Möglicher Ausgang 2: Tennis hat bei Markus sowieso keinen hohen Stellenwert. Die Worte des Trainers gehen links rein und rechts wieder raus. Im nächsten Training verhält sich Markus wieder schlecht.

Möglichkeit B: Du nimmst Markus nach dem Training zur Seite und erklärst ihm, dass wenn er sich so weiter verhält du das Gespräch mit den Eltern suchst.

Möglicher Ausgang 1: Markus hat sehr großen Respekt vor den Eltern und weiß, dass ihm von Elternseite Konsequenzen drohen.

Möglicher Ausgang 2: Markus sieht die Eltern nicht als Respektsperson, tanzt denen zu Hause sowieso auf der Nase rum. Folglich ist ihm die Androhung mit dem Elterngespräch egal und im nächsten Training verhält er sich wieder schlecht.

Beurteilung: Die Methode kann helfen, ist aber je nach Beziehung zwischen Eltern und Kind sinnvoll oder nicht. Hier ist es gut, wenn der Trainer die Eltern einschätzen kann und sie persönlich kennengelernt hat.

Möglichkeit C: Der Trainer sucht kein persönliches Gespräch, sondern meldet sein Fehlverhalten direkt den Eltern.

Möglicher Ausgang 1: Markus kommt in der nächsten Woche zum Training. Er sieht die Eltern als Respektperson und hat die Ansage der Eltern verstanden. Er verhält sich im Training besser.

Möglicher Ausgang 2: Markus kommt motivationslos zum Training. Die Ansprache der Eltern haben ihm jegliche Motivation genommen in diesem Sport weiterzukommen. Er ist sauer auf dich, dass du sein Verhalten „gepetzt“ hast, ohne mit ihm vorher zu sprechen. Markus meldet sich in der kommenden Saison nicht mehr zum Tennistraining an.

Möglicher Ausgang 3: Auch das Elterngespräch hilft nichts. Markus ist sauer auf die Eltern und dich und verhält sich weiter schlecht.

Beurteilung: Wie ihr seht, sicher die schlechteste der drei Varianten. In Ausgang 2 und 3 wird es sehr wahrscheinlich zu einer Abmeldung oder zum Rausschmiss des Kindes vom Tennistrainings kommen. Ausgang 1 kann funktionieren – wenn das Kind älter ist wird es aber immer im Hinterkopf haben, dass du ihn „verpetzt“ hast und nicht das persönliche Gespräch gesucht hast.

Abschließende Beurteilung: Es gibt keinen Masterweg! Es kommt immer auf die Begebenheiten, auf die Beziehungen zwischen Trainer – Kind – Eltern an. In jedem Fall rate ich euch, alles in eurer Macht stehende zu versuchen, das Problem mit dem Kind selbst zu lösen.

Tipp 10: Achte auf Sicherheit im Training

Kinder haben häufig noch nicht das Feingefühl für sicherheitskritische Situationen im Tennistraining. Da wird gerne mal der Ball einfach so aus kurzer Distanz Richtung Trainingspartner geschossen. Und schon fliegt der Ball mit hoher Geschwindigkeit am Auge des Kindes vorbei – oder eben genau rein. Und das kann richtig „ins Auge gehen“.

Der Trainer muss unter allen Umständen für die bestmögliche Sicherheit im Tennistraining sorgen. Er muss klare Regeln aufstellen, was Kinder dürfen und was nicht. Er muss auf die richtigen Abstände der Kinder (z. B. beim Aufschlag) achten, damit sich die Kinder nicht gegenseitig mit dem Schläger treffen können. Er muss aber auch die Laufwege, Wartepositionen und Spielpositionen in einer Übung klar definieren.

Tennis Serve Accident
Ein Klassiker der Unfälle: Der Trainer achtet beim Aufschlag nicht auf die Abstände.

Ein Beispiel:

Die Spieler sollen nacheinander zwei Bälle schlagen. Hierfür reihen sich die Spieler hintereinander auf. Tim steht ganz vorne, Louisa direkt hinter ihm. Der Trainer spielt Tim einen Ball zu und Tim holt mit dem Schläger aus und trifft Louisa am Kopf.

Wie wäre diese Situation zu verhindern gewesen?

Der Trainer hätte farbige Reifenauslegen können. Tim stellt sich in den grünen Reifen. Dieser signalisiert aufgrund der Farbe „Spielposition“. Dahinter hat der Trainer schwarze Reifen in ausreichenden Abstand platziert. Diese signalisieren „Warteposition“. Nachdem Tim die beiden Schläge ausgeführt hat springt Louisa in den grünen Reifen und alle Kinder dahinter rücken einen Reifen auf. Die Kinder hatten jetzt eine klare Vorgabe, wo sie sich aufhalten sollen. Damit vermeidet ihr brenzlige Situationen und sorgt für eine erhöhte Aufmerksamkeit.

Tipp 11: Sei wachsam und finde das Talent im Kind

Geht einmal kurz in euch und geht jedes Kind, welches ihr in eurem Training trainiert Schritt für Schritt durch. Stuft jedes Kind ein in „nicht talentiert, talentiert und sehr talentiert“. Vielleicht gibt es auch ein Kind was „überdurchschnittlich talentiert“ ist. Genau so ein Kind habe ich derzeit im Training, wenn ich diesen Blogbeitrag hier schreibe. Das Kind hat alle Anlagen, alle Voraussetzungen um bei einem richtigen und zielgerichteten Training einmal ein sehr sehr guter Tennisspieler zu werden.

Es ist eure Aufgabe als Trainer diese Talente zu sehen und sie frühzeitig zu fördern!

Nein, damit meine ich nicht, dass ihr im Gruppentraining diesem Kind „besondere“ Aufmerksamkeit bieten solltet, das wäre nicht fair den anderen Kindern gegenüber. Aber es ist eure Aufgabe diese Talente zu entdecken. Der erste Schritt wäre der Weg über die Eltern. Ich habe eben über zwei verschiedene Arten von Eltern gesprochen: Die, die sich für die Tennisentwicklung des Kindes interessieren und sich jede Trainingseinheit anschauen und die, die gar nicht mitbekommen, was ihr Kind auf dem Tennisplatz machen. Über die erste Art von Eltern braucht ihr euch keinen Kopf machen: Es wird sehr einfach sein, den Eltern mitzuteilen, dass ihr Kind Talent hat. Im zweiten Fall solltet ihr aber an die Eltern rantreten.

Welche Maßnahmen sollten jetzt vom Trainer durchgeführt werden?

  1. Den Eltern eine weitere Trainingsstunde anbieten, in einer kleineren Gruppe oder als Einzeltraining, um das Kind noch besser zu entwickeln.
  2. Den Eltern vorschlagen, bei einer Kadersichtung mitzumachen. Bei uns gibt es einen Kreiskader, Bezirkskader, Hessenkader für besonders talentierte Kinder.
  3. Die Eltern ermutigen, ihr Kind bei Vereinsmeisterschaft, Kreismeisterschaften, Turnieren, Wettkämpfen anzumelden. Denn das Training ist nur eine Ergänzung zu dem was die Kinder wirklich besser macht: Der Wettkampf. Ich kenne so viele talentierte Kinder, die nur trainieren, nie an Wettkämpfen teilnehmen – ach, wie viel besser könnten die sein, wenn sie häufiger auf Wettkampfebene spielen würden.
  4. Die Eltern ermutigen, eine Extraeinheit im konditionellen Bereich zu machen.

Zugegeben, natürlich funktioniert das nur wenn drei Komponenten passen. Zeit, Geld und Ehrgeiz.

Haben die Eltern aus beruflichen Gründen keine Zeit die Kinder häufiger zum Training zu bringen, hat das Kind keine Zeit, weil es noch Klavierunterricht, Handball, Nachhilfe und Weiteres in der Woche auf dem Plan stehen hat, wird es schwer.

Mögliche Lösungen:
Fahrgemeinschaften bilden
Die Mehrfachbelastung des Kindes reduzieren zu Gunsten des Tennissports – in Absprache mit dem Kind. Das Kind muss es wollen!

Haben die Eltern kein Geld ein weiteres Training oder Turniere zu finanzieren wird es schwer.

Mögliche Lösungen:
Mit dem Verein sprechen, ggf. unterstützt dieser talentierte Kinder und bezuschusst das Training oder das Meldegeld bei Turnieren

Trainer und Eltern sehen, dass das Kind talentiert ist und möchten sie fördern. Das Kind hat aber gar keine Lust mehr Tennis zu spielen.

Mögliche Lösungen:
KEINE! Die Initiative und der Ehrgeiz müssen immer vom Kind selbst kommen. Ich kenne KEINEN Fall, in dem es sinnvoll war ein Kind zu etwas zu zwingen, was es gar nicht möchte. Gebt dem Kind die Freiheit selbst zu entscheiden. Ebnet dem Kind den Weg, macht ihm Angebote, aber drängt es nicht! Es wird früher oder später automatisch selbst mehr wollen oder eben nicht.

Das waren meine 10 Tipps für dich als Trainer im Umgang mit dem Kindertraining. Ich hoffe, dass dir meine Tipps helfen werden und du ein besseres und zielgerichteteres Kindertraining jetzt durchführen kannst. Und vor allem hoffe ich, dass du jetzt Lösungsansätze hast, aus schwierigen Situationen raus zukommen. Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem Weg. Und wenn du Fragen hast, nutze einfach die Kommentarfunktion.

Alles Gute!
Martin